#1 – Vom Pfarrersohn zum Bäcker - oder - Was mich an meinem Bäckerleben so begeistert
Vom Pfarrersohn zum Bäcker. Mit diesem kurzen Satz kann man meinen Werdegang zusammenfassen. Natürlich gab es auf dem Weg dahin viele große und kleine Umwege. Auf jeden Fall kann man sagen, dass es auf keinen Fall zu erwarten war, dass jemand aus unserer Familie den Beruf des Bäckers ergreifen würde.
Wie kam es also dazu? Als eines von zehn Kindern ist es, glaube ich, nachvollziehbar, dass ich mir eine Art Nische gesucht habe, in der ich mich von meinen Geschwistern abheben konnte. Schnell habe ich gemerkt: Bei der Mama in der Küche ist noch niemand – das könnte also etwas sein…
So war es dann auch: Das Kochen und Backen hat mir von Anfang an Spaß gemacht und schnell habe ich gemerkt, dass das Erschaffen von großen und kleinen Backwerken mir eine große Zufriedenheit gab, und - nicht weniger wichtig - die Anerkennung der größeren Geschwister, wenn dann mal ein gelungener Kuchen auf dem Tisch stand, folgte.
Diese beiden Dinge sind bis heute, in etwas veränderter Form, das, was mich am meisten, an meinem Bäckerleben begeistert:
Erstens: Man sieht abends, was man gearbeitet hat – in Zeiten, in denen vieles digital läuft; auch ich viel Zeit vor dem Rechner und oft mit wenig produktiven Arbeiten beschäftigt bin, echt etwas Besonderes.
Zweitens: Ich kann mit dem, was ich tue, andere glücklich machen. Sei es die Familie, die abends beim Vesper über den Tag spricht und dabei das knackig-saftige Brot anschneidet oder der Geschäftsmann, der sich auf der Durchfahrt ein leckeres Plunderstückchen und einen heißen Kaffee gönnt.
Ich habe wahrscheinlich nicht mal 10 % von dem verstanden, was da an biochemischen Prozessen vor sich geht, wenn so ein Sauerteig heranreift.
Das Besondere an unserem Handwerk ist, wenn ich so darüber nachdenke, dass es „lebt“. Wir arbeiten mit natürlichen, lebendigen Rohstoffen. Nur durch Zeit, Wissen und letztendlich durch die Steuerung der Prozesse durch dieses Wissen, gelingt es uns aus so simplen Rohstoffen wie Mehl, Wasser und Salz so etwas Komplexes wie ein Brot herzustellen. Und das Spannendste an alledem ist: Ich habe wahrscheinlich nicht mal 10 % von dem verstanden, was da an biochemischen Prozessen vor sich geht, wenn so ein Sauerteig heranreift. Trotzdem weiß ich, was ich tun muss, da mit der Sauerteig das tut, was ich von ihm möchte. Unglaublich spannend und faszinierend…
Es gibt neben diesen Punkten noch weitere kleine und große Dinge, die mich glauben lassen, dass es sich lohnt, Tag für Tag früh aufzustehen. Ich bin dankbar, dass ich meiner Leidenschaft jeden Tag folgen darf und mich dabei in alle Richtungen ausprobieren darf (so wie mit diesem Blog...).
Ich glaube, auch und gerade in der heutigen Zeit, in der vieles so abstrakt und theoretisch geworden ist, haben wir als Lebensmittelhandwerker echte Argumente in der Hand, warum sich eine Ausbildung zum Bäcker oder zur Bäckerin immer noch lohnen kann.
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