#12 Wie läuft es denn nun mit dem Samstag? - oder - Das hat ja noch niemand gemacht
„Wie läuft es denn nun mit dem Samstag?“ Wohl kaum eine Frage wurde mir in den letzten Wochen öfter gestellt als diese. Eigentlich ja schön; denn das zwingt mich dazu, mich damit auseinander zu setzen, „wie es denn nun so läuft“.
Ich bin jemand, der die Dinge immer ganzheitlich versucht zu betrachten. Und so ist die Antwort auf diese Frage auch nicht einfach sondern eher vielschichtig, weil ich sie natürlich aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten muss.
1. Der Blickwinkel des Bäckers Ingmar
Dieser Blickwinkel gefällt mir außerordentlich gut: Wir produzieren nicht mehr so viel wie vor der Umstellung; das gibt uns die Chance den einzelnen Gebäcken viel mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Wir haben öfter Zeit die Teige zu fühlen, zu beurteilen, ob uns der Reifezustand sagt, dass wir den nächsten Schritt gehen dürfen oder ob wir noch warten sollen. Die Zeit war „früher“ nicht, da musste man oftmals eher der Uhr als dem Teig gehrochen. Für einen Bäcker ein schreckliches Gefühl, denn es bedeutet immer ein Stück weit auch Kompromiss.
2. Der Blickwinkel des Unternehmers Ingmar
Die Perspektive aus diesem Blickwinkel gefällt mir ehrlich gesagt am schlechtesten. Klar, durch die Tatsache, dass nicht so viele Leute vorbestellen wie vorher insgesamt eingekauft hatten, fehlt Umsatz. Leider fehlt mehr als wir erhofft hatten. Wir hatten die Überzeugung, dass mehr Menschen sich auf das „Vorbestellen per App“ einlassen und den bequemen Service mit der Zeit zu schätzen lernen. Wir können es uns im Moment leisten auf diesen Umsatz zu verzichten, da die Vorteile für uns noch überwiegen. Jedoch gibt es immer wieder Lücken in der Ofenbelegung, die man relativ problemlos füllen und somit den Ertrag verbessern könnte.
3. Der Blickwinkel des Chefs Ingmar
Ich mag es, (jungen) Leuten, die in meinem Büro sitzen, mit einem Lächeln im Gesicht sagen zu können, dass sie jede zweite Woche ein komplettes Wochenende frei haben. Das ist in unserem Handwerk nicht selbstverständlich und ein echter Wettbewerbsvorteil :-) Und: Ich mag, dass wir flexibler sind. Wenn unter der Woche jemand ausfällt, können wir viel einfacher hin und her schieben, da die Mitarbeiter/innen durch den Rhythmus regelmäßig samstags frei zu haben, eher mal bereit sind, auch mal einzuspringen. Luxus pur, wenn man es auch anders kennt. Außerdem bin ich froh, dass wir unseren (teilweise älteren) Mitarbeiterinnen im Verkauf den oftmals sehr langen und sehr intensiven Samstag etwas erleichtern konnten.
Ich bin jemand, der die Dinge immer ganzheitlich versucht zu betrachten. Und so ist die Antwort auf diese Frage auch nicht einfach sondern eher vielschichtig, weil ich sie natürlich aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten muss.
4. Der Blickwinkel des Untermünkheimer Bürgers Ingmar
Die Persepektive gefällt mir eher nicht so. Seit wir samstags zu haben, fehlt ein sozialer Treffpunkt im Ort. Beim Bäcker hat man eben doch mal ein paar Leute getroffen und alle hatten ein paar Minuten mehr Zeit als unter der Woche. Jetzt wirkt der Ort Samstag morgens oft wie ausgestorben; das ist echt ein bisschen schade.
5. Der Blickwinkel des Papas Ingmar
Das ist ehrlich gesagt der schönste Blickwinkel: Nach 20 Jahren jedes Wochenende arbeiten ist es für uns und unsere Familie einfach wunderschön zu wissen, dass wir am Wochenende die Chance auf etwas Familienzeit haben. Oder sogar mal ein Wochenende weg fahren zu können (was wir bisher viel zu selten gemacht haben). Vorher war es leider oft so, dass Tanja und ich Samstag nachmittags nur noch müde und erschöpft waren, während unsere Kids darauf gewartet haben, dass wir endlich was zusammen unternehmen.
(Zwischen)fazit:
Im Moment überwiegen für uns klar die Vorteile unseres Konzepts. Und so hoffen wir einfach darauf, dass noch mehr Menschen die Vorteile und die Bequemlichkeit unseres Vorbestellsystems für sich entdecken. Oder wir kommen irgendwann auf die Idee, wieder ein paar Stunden aufzumachen. Mal sehen. Auf jeden Fall sind wir bestimmt wieder mutig und entscheiden so, wie wir es dann für uns als richtig erkennen...
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